Nara, der Regen und die Rehe

Heute erkunden wir die alte Hauptstadt Japans, Nara, und das im strömenden Regen. Welche tollen Erfahrungen wir an diesem Tag gemacht haben erfährst du, wenn du weiter liest.

Mittwoch, 18. November 2015

Nachdem wir vom vielen Schlaf ziemlich ausgeruht sind, stehen wir mal früher auf als sonst. Heute wollen wir nach Nara fahren und Rehe streicheln und Tempel besichtigen und Fotos machen und… es regnet in Strömen, noch immer… Mit gedämpfter Motivation machen wir uns auf den Weg zur Kyoto Station. Von hier aus fahren wir mit der JR Nara Line nach, surprise, NARA! Nach etwa 40 Minuten kommen wir dort an und verlaufen uns erstmal in der Station. Bevor wir überhaupt nach dem richtigen Weg suchen gehen wir in einen Konbini und kaufen Proviant für den restlichen Tag. Bei all den Bento und Sushi Variationen weiß man ja gar nicht was man zuerst probieren soll! Irgendwann entscheiden wir uns dann aber doch für je eine Bento Box und verlassen den Supermarkt. Wir haben keine Ahnung, wo wir hin müssen, also laufen wir erstmal ein paar Runden im Kreis, bevor wir das richtige Bus Terminal finden. Alles hier ist mit Rehen verziert, es ist einfach zu niedlich! Nach kurzer Wartezeit kommt auch der richtige Bus an und wir steigen ein. Bezahlt wird hier beim Einsteigen und wir hoffen, dass wir nun auch da hin kommen, wo wir hin wollen.

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Zum Glück steigen gleich mehrere Leute auf einmal aus und wir vermuten, dass das die Station für den Todai-ji sein muss, also schließen wir uns an. Gleich nach dem Aussteigen bewegen wir uns in die entgegen gesetzte Richtung und laufen durch einen bewaldeten Park. Wir wollen erstmal die Rehe sehen, der Tempel kann warten 😉 Angie ist völlig von den Socken, sie hat noch nie ein Reh gestreichelt, und hier laufen die Tierchen einfach frei herum und lassen sich berühren. Wir versuchen unser cooles Reh Selfie vom Frühjahr nachzustellen aber die Rehe in Nara sind wohl keine Befürworter der Selfie Gesellschaft, Spaßbremsen eh. Mit der Zeit fängt es aber immer mehr an zu regnen und wir ziehen von dannen, die Rehe sind eh uncool. Nach Verlassen des Parks laufen wir an einer japanischen Schülergruppe vorbei und die Kinder winken uns zu und fragen auf Englisch woher wir kommen, so süß. Malie und ich stechen mit unseren blonden Haaren wohl wirklich sehr hervor! Nachdem wir einige, durch den Regen bedingt mäßig gelungene Herbst Fotos schießen, wollen wir etwas essen. Es ist relativ kühl heute und wir suchen nach einem Restaurant oder dergleichen, können aber leider keines finden.

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Kurzerhand beschließen wir, uns an einer überdachten “Raststation” niederzulassen, auch wenn die Grade ständig nach unten purzeln. Die Entscheidung bereuen wir definitiv nicht, denn der Ausblick von hier ist wunderschön. Wir sind die einzigen, die hier sitzen, und vor uns liegt ein kleiner Teich, umringt von Bäumen mit rot gefärben Blättern. Die Regentropfen prasseln auf die glatte Wasseroberfläche und wir genießen den unglaublich schönen Ausblick, während wir zu Mittag essen. Ich könnte stundenlang hier sitzen und staunen. Nach dem Essen wollen wir uns noch einmal an einem Reh Selfie versuchen, denn ein paar chinesische Touristen haben mit Hilfe von Futtertüten wohl einige Tierchen angelockt. Diesmal klappt es zwar besser als vorhin, aber ganz zufrieden sind wir noch nicht. Stattdessen bitten uns einige asiatisch-stämmige Touristen um ein Foto von uns und ihnen. Ähh klar. Angie ist ein wenig schlecht gelaunt und zündet sich einfach eine Zigarette an. Ich bezweifle zwar, dass man hier rauchen darf, aber ein anderer Tourist raucht um die Ecke auch bestimmt schon seine fünfte Kippe, also geselle ich mich dazu. Dummerweise ist genau hinter uns ein “no smoking” Schild angebracht, das wir leider übersehen haben.

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Also machen wir uns wieder auf den Weg. Auf der anderen Seite derselben Raststation entdecken wir einen japanischen Herren im Anzug, der gerade raucht und uns anlächelt. Wir gesellen uns zu ihm, das Wetter macht uns die ganze Sightseeing Stimmung kaputt. Der Mann erzählt uns, dass er Reiseleiter in Nara ist, und fragt, ob wir irgendwelche Tipps zur Orientierung brauchen. Ich frage ihn, wie wir zum Todai-ji kommen, und er holt gleich sämtliche Karten und Pläne heraus, um uns den Weg zu erklären. Danach unterhalten wir uns noch über unsere Reiseroute und warum wir uns gerade für Japan entschieden haben. Wie eigentlich jeder Japaner, den wir bisher getroffen haben, bedankt auch er sich dafür, dass wir sein Land so sehr lieben. Vor allem von meinen 5 Reisen hierher ist er besonders angetan und ich unterhalte mich noch eine Weile mit ihm über alles, was ich bisher so in Japan gesehen habe. Nach etwa zwanzig Minuten verlassen wir ihn wieder, der Herr soll schließlich seine Mittagspause genießen, bevor er wieder zu seiner Touristengruppe muss 🙂

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Wir wissen nun also, wie wir zum Todai-ji kommen und laufen los. Im strömenden Regen. Ich hatte mich so sehr auf Nara gefreut, aber bei dem Wetter will man gar nicht viel herumlaufen, ach Mensch. Vorbei an unzähligen Schulklassen und sich auf dem Klassenfoto befindenden Rehen schaffen wir es irgendwann zum Tempel. Also zumindest zur Kasse. Wir bezahlen die stolzen ¥500,– und betreten das Tempelgelände. Als wir den Todai-ji erblicken sind wir sprachlos. Noch nie habe ich einen so großen Tempel gesehen! Der ist gigantisch! Auf den Fotos kommt das leider gar nicht so rüber, aber Mann! Als wir rein gehen staunen wir gleich noch mehr. Drei riesengroße Buddha Statuen blicken auf uns herab und wir fühlen uns so winzig. Wir sind wirklich sehr beeindruckt und zünden erstmal eine Kerze an. Während wir im Tempel sind, unterhalten wir uns gar nicht. Wir sind zu fasziniert und berührt von der Schönheit dieses Bauwerkes. Nachdem wir die spirituelle Atmosphäre in uns aufgesaugt haben, gehen wir wieder raus, noch immer schweigend.

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Da wir keine Lust mehr haben, noch weiter durch den Regen zu rennen, machen wir uns auf den Weg zurück zur Station. Zum Glück erwischen wir den richtigen Bus und drei kleine Schulmädchen machen ihre Plätze für uns frei und lächeln uns an, da geht einem das Herz auf. Asiatische Kinder sind einfach zu niedlich! An der Station angekommen müssen wir nun noch eine halbe Stunde warten, aber die Zeit vergeht ziemlich schnell, so auch die Rückfahrt. Heute habe ich zum ersten Mal richtig Lust auf Pommes, aber ich sage lieber nichts. Angie hat bereits Monate vor Abreise angekündigt, dass wir in Ihrer Anwesenheit keinen McDonald’s oder Ähnliches betreten werden. Wenn man schon mal in Japan ist, dann isst man gefälligst auch japanisch, Fast Food kann man ja überall haben! Zu meiner Überraschung ist es dann aber genau Angie, die auf Malies “i mechat heite Pommes essn” mit einem lauten und deutlichen “OMG yesssss” antwortet. Also ab zu McDonald’s und erstmal alles Ungesunde in uns rein futtern. Zurück im Hostel packen wir schon mal unsere Sachen, morgen fahren wir endlich nach Tokyo! Ich kann’s kaum erwarten! Kyoto war wie immer wunderschön, aber mein Herz gehört nach Tokyo, ohne Zweifel! (Wie oft habe ich diesen Satz bloß schon geschrieben? xD)

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