Hallo geliebtes Japan, ich hab dich vermisst!

Donnerstag, 05. Dezember 2013 / Freitag, 06. Dezember 2013

Jetzt gibt es kein Entkommen mehr. Ich habe nochmal meine Checkliste kontrolliert und alles ist im Koffer verstaut. Nach langem Hinauszögern verabschiede ich mich von meinem Freund und steige zu meiner Mutter ins Auto, die mich nach Salzburg zum Flughafen fährt. Ich kann gar nicht wirklich glauben, was hier passiert. Fliege ich jetzt, nach sieben Jahren, wirklich wieder nach Japan? Und dann auch noch ganz alleine? Warum hab ich mir das bloß in den Kopf gesetzt? Ich bin doch trotz meinen 21 Jahren noch ziemlich unselbstständig. Nach einer Stunde Fahrt sind wir in Salzburg, es geht also wirklich los! Nachdem ich mein Gepäck aufgegeben habe, lädt mich meine Mutter noch zu einem Kaffee ein und überreicht mir ein kleines Geschenk.

Ich steige in die kleine Propellermaschine von Austrian Airlines, in der ich die nächsten 50 Minuten verbringen soll. Mir ist irgendwie noch nicht wirklich bewusst, was gerade passiert, aber spätestens in Wien wird mir klar, dass es kein Zurück mehr gibt. Dort warte ich nun zusammen mit zwei Japanerinnen, die nicken und lächeln, mich wahrscheinlich aber nicht verstehen, in der Raucherbox aufs Boarding. Zusammen mit unzähligen Japanern beginnt mein 11 Stunden Flug, diesmal Gott sei Dank in einer Boeing 777. Den ganzen Flug über kann ich nicht schlafen sondern versuche, den inneren Konflikt gegen mich selbst zu gewinnen. Nach sieben Jahren kann ich endlich zurück nach Japan – das ist das, was ich immer wollte. Und jetzt? Jetzt sitze ich im Flugzeug und heule mir die Augen aus, weil ich eigentlich doch viel lieber Zuhause auf dem Sofa liegen würde. Ich ärgere mich über mich selbst. So lange habe ich auf diesen Moment gewartet und jetzt wo er da ist, mache ich mir selbst alles kaputt. Schon auf halber Strecke spiele ich mit dem Gedanken, in Tokyo sofort einen Rückflug zu buchen, und nach Hause zu fliegen. Aber irgendwie bin ich dann doch zu stolz und reiße mich zusammen. Schließlich verbringe ich nur 5 Nächte in Tokyo, heute in einer Woche bin ich schon wieder Zuhause!
Als ich das Flugzeug nach exakt elf Stunden verlasse, bin ich komplett fertig. Es ist 07:30 japanische Zeit, und ich will jetzt einfach nur in ein kuscheliges Bett und schlafen. Sofort werde ich von einem freundlichen Japaner zur “Alien Immigration” gewunken, so auch einige Koreaner (die ich für Japaner gehalten habe, aber der uniformierte Flughafen-Angestellte erkennt das mit nur einem Zwinkern). Alle Leute hier sind so höflich und zuvorkommend – ich befinde mich definitiv nicht mehr in Europa!

Nachdem ich meinen Koffer abgeholt habe, gehe ich zu allererst meiner Sucht nach. In der Raucherbox am Flughafen treffe ich auf die beiden Japanerinnen, mit denen ich in Wien schon meine Wartezeit verbracht habe. “…Nihon, gozaimasu” und einige Verbeugungen sollen wohl sowas wie “Willkommen in Japan” bedeuten. Zufälle gibt’s! Nach langem Suchen setze ich mich in den Keisei Express und werde zum ersten Mal von all den Japanern gemustert. Es muss kurz nach 10:00 Uhr vormittags sein, und ich habe noch den ganzen Tag vor mir. Die lange Anreise hat mich komplett geplättet und ich habe Mühe, auf die Stationen zu achten. Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt steige ich an der Asakusa Station aus und bin endlich da, mitten in Tokyo. Um zu meinem Hostel zu gelangen muss ich mich gleich direkt durch die überfüllte Nakamise Dori und am Senso-ji Tempel vorbei kämpfen. Mit einem riesigen Koffer, ungeduscht und total übermüdet. Ich bin wirklich überwältigt von der Tempelanlage, aber irgendwie hatte ich alles ganz anders in Erinnerung.
Irgendwie kann ich aber den Weg zum Sakura Hostel, trotz super Beschreibung auf deren Homepage, nicht finden, und sehe mich erstmal um.
Ein älterer japanischer Herr kommt auf mich zu und meint in gebrochenem Englisch “Where you go? I English only little, but I try help, I know Sakura Hostel, many people go”. Und siehe da, er kennt den Weg und ich finde das Hostel nach nur kurzer Zeit! Endlich hier, eeeeeendlich schlafen!!! Oder doch nicht?

Kuriosität #1
Japaner ziehen im Flugzeug erstmal ihre Straßenschuhe aus und schlüpfen in ihre mitgebrachten Hausschuhe. Da fühlt man sich dann auch in der Luft gleich wie im Wohnzimmer.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *