Kyotos Sehenswürdigkeiten an einem Tag

Sonntag, 29.März 2015

Good morning Japan! Direkt um 08:00 Uhr klingelt der Wecker und Malie und ich stehen auf, um einen Jetlag zu umgehen. Wir sind überraschenderweise gar nicht so müde wie befürchtet und machen uns gleich auf den Weg zum Fushimi Inari Schrein. Es regnet ein wenig und wir kaufen unterwegs einen dieser coolen transparenten Schirme, die in Japan jeder zu haben scheint. Auch wenn das Wetter nicht ganz so toll ist genießen wir die Umgebung und sehen zum ersten Mal in unserem Leben einen Kirschblütenbaum. Die Japaner finden unser Staunen niedlich, lächeln uns an und lassen uns den Vortritt zum Fotografieren, sehr lieb von ihnen. Für Malie muss das alles ja noch großartiger sein, sie hat schließlich noch nie einen Schrein besucht und kennt das alles, was sie hier in echt sieht, nur von Bildern. Wir spazieren ein wenig durch die Anlage, sehen den Leuten zu und freuen uns, dass wir hier sein dürfen.

Nach einiger Zeit fängt es aber richtig arg zu schütten an, und wir fahren zur Kyoto Station um uns bei Starbucks niederzulassen. Auch wenn wir gar nicht so lange unterwegs waren ist es schon höchste Zeit, uns fertig zu machen, denn wir wollen meine Internetbekanntschaft um halb 2 bei der Inari Station treffen. Wir sind ziemlich aufgeregt und überlegen schon den ganzen Vormittag, ob eine Umarmung zu vertraut, eine Verbeugung zu förmlich und ob ein Handschlag zu westlich ist. Während wir noch heftig diskutieren, steht Momo schon vor uns, grinst uns an und sagt einfach hallo – so einfach wär’s gewesen 🙂

Wir machen uns gleich auf den Weg nach Arashiyama, folgen Momos Anweisungen und nehmen erstmal die falsche Bahn, was ihm unglaublich peinlich ist, da er seit mehreren Jahren in Kyoto lebt und wir ihm die gesamte Planung überlassen sollten. Wir kommen aber doch irgendwie dort hin und spazieren los. Die Gegend ist unglaublich schön. Kyoto hat zwar 1,5 Millionen Einwohner, jedoch wirkt die Stadt nicht groß und modern, sondern eher beschaulich und ruhig.

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Bevor wir den Bambuswald betreten kaufen wir Mitarashi Dango. Eher nicht so schlau, wenn man keine Taschentücher dabei hat, denn das Zeug tropft wie verrückt und binnen weniger Minuten haben wir unsere Haare und Hände eingesaut. Außerdem sind die japanischen Klöße sowas von zäh, süß und klebrig, dass uns danach fast ein wenig schlecht ist.

Im Wald bin ich dann erstmal ganz von den Socken, ich habe noch nie in meinem Leben so große Bambusse gesehen. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und halten alles so gut es geht auf Bildern fest. Leider sind massig Touristen unterwegs und das Wetter ist noch immer nicht so gut, was sich auf die Atmosphäre auswirkt, von der ich mir erhofft hatte, dass sie etwas magischer ist. Beim nächsten Mal versuchen wir’s noch einmal, Arashiyama – auf dass uns das Wetter dann ein schöneres Zusammentreffen beschert!

Da wir laut Momo schon spät dran sind schlägt er vor, mit einem Taxi zum nächsten Punkt auf der Sightseeing Liste zu fahren. Wir sind etwas verunsichert, da Taxis in Japan ja ziemlich teuer sind, aber wir wollen nicht unhöflich sein und willigen ein. Sooo teuer ist es schlussendlich auch gar nicht, 600 Yen pro Person für eine zwanzig minütige Fahrt. Am Kinkaku-ji (goldener Pavillon) angekommen drängen wir uns erstmal vor und machen Fotos, da gerade die Sonne ein wenig rauskommt. Wir knipsen einige Bilder und gehen weiter, es sind einfach zu viele Touristen unterwegs und man kann die Schönheit der Umgebung gar nicht wirklich genießen. Die Anlage des Tempels ist aber wahnsinnig hübsch, wir spazieren einige Zeit lang herum, machen Fotos, und Momo macht zum ersten Mal Anzeichen, dass unsere Fotografiererei ihm auf die Nerven geht – gomen nasai 🙁

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Am Ausgang machen wir erstmal eine Rauchpause und unterhalten uns über unsere weitere Reiseroute. Momo findet es lustig, dass wir unbedingt zum Kanamara Matsuri am kommenden Sonntag wollen. Er hofft aber, dass wir dort keine Fotos machen, oder diese zumindest niemandem zeigen, weil: “if your friends see the photos of Kanamara Matsuri I am afraid they think that Japan is a very weird country”. Da ist er zurecht afraid XD

Lange haben wir auch hier nicht Zeit um zu verweilen. Wir machen uns auf den Weg zu einer Bushaltestelle, denn auf unserer Liste steht ein weiterer Tempel, und den sollten wir eigentlich zur Dämmerung erreichen. Momo hat offensichtlich Probleme mit dem Bus Plan und wir befürchten, dass wir wieder ein Taxi nehmen müssen. Ihm scheint das unheimlich peinlich zu sein, dabei macht das doch gar nichts – es ist schon großartig genug, dass wir zwei Tage mit einem Japaner verbringen dürfen, der uns herumführt und obendrauf noch so ein lieber Mensch ist. Dann brauchen wir halt etwas länger, bis wir die gewünschten Stationen erreichen 🙂 Irgendwann kommt dann aber doch der richtige Bus und wir steigen ein.

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Gut, dass Momo dabei ist, das japanische Bus System unterscheidet sich dann doch sehr vom österreichischen, und alleine und ohne Japanisch Kenntnisse hätten wir das nicht gerafft. Man steigt hinten ein, fährt bis zur gewünschten Station mit, und wirft dem Busfahrer beim Aussteigen (vorne!) den Betrag in den Schlitz an der Kasse. Dummerweise haben Malie und ich die 230 Yen nicht genau und wissen auch nicht, ob der Kassenautomat wechseln kann, wir wollen auch nicht alles aufhalten. Da uns pro Person nur wenige Yen (etwa 30 Yen pro Person) fehlen, beschließen wir, einfach das rein zu werfen, was wir haben, dem Busfahrer wird das bestimmt nicht auffallen und wir sind sicherlich nicht die ersten Touristen, die das machen. Ein schlechtes Gewissen haben wir schon irgendwie, aber was soll’s. Als wir aussteigen müssen werfe ich den falschen Betrag in den Kassenschlitz und sehe zu meinem Entsetzen, dass der Automat zählt!!! Ich schubse Malie auffällig und wir stürmen raus – Mann war das peinlich! Im Nachhinein betrachtet wäre es angebracht gewesen, uns zu entschuldigen, und den Rest auch noch zu bezahlen. Aber wegzulaufen war unser erster Reflex, und wir wollten Momo nicht darum bitten, die Sache für uns zu klären, das wäre für alle Anwesenden eine recht unangenehme Situation gewesen. Na dann sind wir halt in Japan schwarz gefahren, wir Rebellen!

 

Immer noch Sonntag, 29.März 2015

Nachdem Momo Gott sei Dank nichts von unserer Peinlichkeit mit dem Schwarzfahren mitbekommen hat, machen wir uns auf den Weg. Wir erreichen die Anlage des Kiyomizu Dera zur Dämmerung und spazieren durch die schmalen, alten Gassen. Es ist so wunderschön hier, ich kann das alles gar nicht in Worte fassen. Es fühlt sich an, als wäre man in einem ganz anderen Japan. Einem Japan aus den alten Geschichten rund um Samurai und Geishas. Ich könnte stundenlang hier entlang laufen und vor mich hin träumen, aber wir haben leider keine Zeit, denn Momo hat noch einiges mit uns vor und wir wollen seine Planung nicht durcheinander bringen.

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Momo bringt uns in einen Laden, in dem man Yatsuhashi (Süßigkeit aus Reis, Zimt und Zucker) probieren und grünen Tee trinken kann – alles umsonst natürlich, man sollte ja eigentlich danach auch etwas kaufen. Weil aber so viele Leute da sind meint Momo, dass es nicht schlimm sei, wenn wir uns einfach nur durchprobieren, wir müssen noch drei Stunden bis zum Abendessen durchhalten und sollten uns hier ein wenig den Bauch voll schlagen. Die Studenten wissen halt wie man spart xD

Die Anlage ist wunderschön beleuchtet und wir spazieren herum. Schade nur, dass Momo uns ein wenig zu sehr herumscheucht, und wir kaum Zeit haben, die einzigartige Atmosphäre aufzusaugen und den Moment zu genießen. Fotos machen wir natürlich trotzdem sehr viele, und unser japanischer Begleiter wartet nun nicht mal mehr auf uns, sondern geht einfach weiter xD Dabei haben wir doch jetzt schon ein schlechtes Gewissen, denn einerseits wollen wir Momo nicht nerven, aber andererseits muss er auch verstehen, dass wir fotografieren möchten.

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Noch am Gelände des Kiyomizu Dera können wir für 100 Yen pro Person einen Tempel betreten – so haben wir das jedenfalls verstanden, und wir willigen ein. Unsere Schuhe packen wir in Plastiktüten und los geht’s. Wir müssen die Treppen runter und sind auf einmal in einem dunklen Tunnel angekommen. Das hab ich doch schon mal auf Nines Blog gelesen, oder nicht?! Alles in Allem ist das ganze einfach ein schwarzer Tunnel, man muss sich an seinem Vordermann festhalten und erreicht irgendwann einen leuchtenden Stein, der einem einen Wunsch erfüllen soll. Momo scheint das nicht zu interessieren, denn er läuft schnurstracks weiter und Malie und ich haben ordentlich damit zu tun, ihm hinterher zu kommen, im komplett finsteren Tunnel. Nach zwei Minuten ist der “Spaß” auch wieder vorbei und wir können, oben angekommen, unsere Schuhe wieder anziehen und weiterlaufen. Die 100 Yen haben wir ja prima investiert XD Lustig war es allemal, und wir wissen nun, was wir beim nächsten Mal nicht mehr unbedingt ausprobieren müssen ^^

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Die Anlage ist wirklich riesig und wir sind einfach begeistert, gerade die hübsche Beleuchtung der Pagoden und Tempel beeindruckt uns sehr. Man könnte hier bestimmt den ganzen Tag verbringen – beim nächsten Mal müssen wir wirklich mehr Zeit für Kyoto einplanen! Als wir die Tempelanlage verlassen ist es etwa 20:00 Uhr und wir müssen immer noch zwei Stunden auf das Essen, und noch wichtiger, eine Sitzmöglichkeit, warten. Um die Zeit zu überbrücken schlägt Momo vor, gleich noch zum Yasaka Schrein zu gehen, welcher sich zwischen Kiyomizu Dera und der Izakaya, in der wir Essen wollen, befindet. Hier sind wir vor allem von den vielen Kirschblüten beeindruckt, die den Park schmücken. Zusammen mit den unzähligen Food Stalls hat das ganze einen wirklich tollen Anime Flair, hach, es ist so schön hier *^*

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Nach einem langen Spaziergang machen wir uns endlich auf den Weg zur Izakaya, in der Momo einen Tisch für uns reserviert hat. Wir fahren mit dem Lift nach oben und bekommen einen eigenen Raum – wie cool! Die Bestellung erfolgt über eine Art Tablet, auf dem sich alle Gerichte befinden. Man klickt einfach an, was man möchte, und die Kellner servieren dann nach und nach. Außerdem muss man einen Knopf drücken, wenn man will, dass ein Kellner vorbeikommt – die stören einen sonst wirklich nie D: Sollte es Zuhause auch mal geben, mich stresst es oft, wenn die Kellner mich andauernd fragen ob alles okay ist und ob ich noch etwas möchte, auch wenn’s deren Job ist, aber gnaah. Nach einem ausgiebigen Essen und ein paar Asahi Bier machen wir uns auf den Weg, denn die letzte Bahn fährt in wenigen Minuten. Wir verabschieden uns, und Malie und ich fahren in Richtung Hotel. Dummerweise hat uns Momo nicht zur Inari Station, sondern zur Fushimi Inari Station gelotst, und so haben wir nach dem Aussteigen erstmal keine Orientierung. Wir finden nach einigen Irrwegen durch finstere Gassen aber doch den richtigen Weg und fallen ins Bett – unsere Füße sind zu nichts mehr zu gebrauchen!

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